Der Käsemarkt in Alkmaar ist der größte und meistbesuchte Käsemarkt der Welt. Seine Tradition reicht bis 1622 zurück, da wird der Käsemarkt erstmals urkundlich erwähnt. Jede Woche strömen tausende Menschen ins beschauliche Alkmaar, um den Käsemarkt zu besuchen.
Punkt 10 Uhr beginnt das bunte Spektakel für die Besucher, doch schon Stunden vor dem offiziellen Start haben die sogenannten Setzer jede Menge zu tun.
Käsemarkt Alkmaar – Ablauf eines Markttages
7:00 Uhr: In der Nähe der Waagplain, wo der Käsemarkt stattfindet, fahren die mit Käse beladenen LKWs aus den Käsefabriken FrieslandCampina und Cono ein. Jetzt beginnt die Arbeit der Setzer. Sie bringen die rund 2400 Käselaibe auf den Marktplatz und stapeln diese perfekt in langen Reihen auf. Bis halb zehn muss alles fertig sein.
Wir haben einen trüben, leicht regnerischen Tag erwischt. Zum Schutz des Käse vor Regen (ebenso auch zum Schutz vor Sonne), werden die Käselaibe mit besonderen Planen abgedeckt. Wenn der Käse durch Regen nass wird, ist er in kürzeste Zeit mit Schimmel bedecket. Ebenso ungünstig wie Regen wirkt sich zu viel Sonne negativ auf den Käse aus. Wird es wärmer als 28 Grad klebt der Käse.
9:30 Uhr: Die Käseträger und der Käsevater treffen ein. Der Käsevater, Chef der Käseträger und gut erkennbar am orangefarbenen Hut, hält einen Appell ab, brieft die Käseträger und prüft, ob die Gilde vollzählig ist. Zuspätkommer werden auf der sogenannten Schandtafel notiert und müssen Buße zahlen. Käseträger (mehr dazu später im Bericht) ist eine ehrenvolle Aufgabe und in der Regel eine Art Nebenjob.
10:00 Uhr: Die Käseträger stehen in den Startlöchern. Punkt 10 Uhr läutetet die Glocke – der Käsemarkt beginnt und alles läuft schier gleichzeitig ab. Der Käsemarkt wird vom Ladyspeaker eröffnet, geladene Gäste werden begrüßt und Fotos geschossen. Währenddessen prüfen schon die Händler den Käse und verhandeln den Preis, woraufhin die ersten Käselaibe auf die Bahre verladen und zum Wiegen getragen werden.
Die Käseträger, schickt gekleidet mit weißem Hemd, weißer Hose und buntem Strohhut, kommen mit voll beladenen Bahren aus allen Richtungen zu einer der drei Waagen im Waageturm gerannt. Zeit ist Geld – so rennen die Käseträger über die Markplatz und scheuchen beiseite, was im Wege steht. Da heißt es für mich geschwind aus dem Weg springen, ohne dabei einem anderen Käseträger vor die Füße zu treten.
Käsemarkt Alkmaar – vom Prüfen bis zum Käsetragen
Prüfen des Käses: Sobald der Markt eröffnet ist, machen sich die Händler an die Arbeit den Käse zu prüfen. Beim gelben Gold zählt nicht nur die Optik. Neben der Anzahl der Löcher im Käse ist natürlich auch der Geschmack entscheidend. Der Käse wird abgeklopft und mit einem speziellen Käsebohrer wird ein Probe aus dem Laib entnommen. Diese Käseprobe wird zwischen den Fingern zerrieben und es wird daran gerochen, bevor Käse selbstverständlich auch gekostet wird.
Die Preisverhandlung: Alles noch wie Früher – der Kilopreis wird auch heute noch per Handschlag verhandelt. Beim Feilschen stehen sie Käufer und Verkäufer gegenüber, schlagen sich gegenseitig in die Hände und rufen laut den Preis. Der letzte Handschlag besiegelt den Verkauf.
Käsewiegen: Sobald der Verkauf per Handschlag besiegelt ist, wird der Käse von den Käseträgern zu je 8 Laib auf die Tragbare verladen und zum Wiegen ins Waagehaus gebracht. Es gibt drei Waagschalen, wobei die “Vemen” (so werden die Käseträgergruppen genannt) jeweils ihre eigne Käsewaage haben.
Samt Tragbahre kommt der Käse auf die Waagschale, wo er vom ‘Taschenmann’, der unverkennbar an seiner umgebundenen Gürteltasche zu erkennen ist, gewogen wird. Diese Gürteltasche stammt noch aus früheren Zeiten, als der Käse direkt bei ihm bezahlt werden musste. Heute hält der Taschenmann das Wiegeergebnis auf dem ‘Wegbewijs’ fest.
Käsetragen: Ist er Käse gewogen, tragen die Käseträger ihn auf der Bahre über den Markt in Richtung Schubkarre. Dort wird der Käse pro Käufer gesammelt und wird anschließend per LKW ins Käselagerhaus abtransportiert.
Das Käsetragen ist gar nicht so einfach wie es aussieht, denn so eine volle Tragbahre wiegt rund 120 kg. Etwa 20 Mal pro Stunde läuft ein Käseträger mit dieser Last über den Markplatz. Damit die Bahre beim Tragen nicht aus dem Gleichgewicht gerät und womöglich noch ein Laib des gelben Goldes herunter rollt, laufen die Käseträger nicht im Gleichschritt, sondern im witzig aussehenden Käseträgerdribbling. Bei diesem Gehrhythmus hängt die Bahre ruhig und scheinbar schwerelos zwischen den Käseträgern.
Dieser Prozess – vom Prüfen bis zum Käsetragen – wird den gesamten Morgen über wiederholt. Auch wer später zum Käsemarkt hinzu kommt, kann das ganze Spektakel erleben. In mindestens sechs Sprachen begleitet die Ladyspeaker das Schauspiel und erzählt dem Publikum, was auf dem Markt zu sehen ist.
Käsemarkt Alkmaar – Tradition & Brauchtum
Käseträger wird man nicht einfach so und man wird auch nicht reich an Geld, vielmehr reich an Ruhm und Ehre.
Die Käseträgergilde, gegründet im Jahr 1593, besteht aus vier Gruppen, den sogenannten “Vemen”. Zu erkennen sind die einzelnen Veem an den roten, gelben, grünen und blauen Hüten. Eine Veem besteht aus sechs Käseträgern und einem Tasman (Taschenmann). Einzig der Käsevater, Chef der Gilde, trägt einen orangefarbenen Hut und einen Spazierstock. Hat der Käsevater mal seinen Hut oder Stock vergessen, rufen die Käseträger ihm nach: “Vater, Sie laufen nackt!”
Jede Woche hat eine der vier Vemen Paus vom Käsetragen. Die Käseträger haben dann Karrendienst, also übernehmen das Befüllen und Fahren der Schubkarre, oder sie helfen einer anderen Gruppe aus, wenn dort jemand fehlt.
Lobenswerte Tradition: Raufereien, Rauchen und Alkohol sowie Fluchen sind auf dem Käsemarkt strengstens verboten. Rollt aus Versehen mal ein Laib Käse von der Bahre, so schimpfen die Käseträger nicht, sondern rufen immer nur das Wort ‘Uil’ (Eule).
Wir waren beim ersten Käsemarkt der Saison 2016 dabei. Es war zu Beginn noch etwas chaotisch mit all der Presse und die Teams mussten sich erst wieder einspielen. Trotz anfänglich leichtem Nieselregen macht es unheimlich viel Spaß das verrückte Treiben rund um das gelbe Gold zu beobachten. Ich kann euch einen Besuch des Käsemarkt in Alkmaar nur wärmstens empfehlen.
Käsemarkt Alkmaar – Wissenswertes zum Besuch
Wann findet der Käsemarkt in Alkmaar statt?
Vom ersten Freitag im April bis zum ersten Freitag im September findet der Markt freitagmorgens von 10:00 Uhr bus 12:30 Uhr statt. Übrigens: Um 12:30 Uhr ist der gesamte Markt wieder käsefrei und die umliegenden Restaurants stellen ihre Tische und Stühle auf. Genau zur rechten Zeit für ein leckeres Mittagessen.
Wo findet der Käsemarkt in Alkmaar statt?
Zu Füßen des schönen Waageturms – in der Waagplein. Das Stadtzentrum ist besonders zu Zeiten des Käsemarktes gut gefüllt und einige Bereiche sind speziell für den Käsemarkt abgesperrt. Deshalb ist es ratsam, besser nicht mit dem Auto in die engen Gassen zu fahren und ausserhalb zu Parken.
Auf der Webseite Kaasmarkt.nl findet ihr weitere Informationen zum Besuch des Käsemarktes sowie zu Erreichbarkeit & Parken in Alkmaar.
Was kann man nach dem Käsemarkt machen?
Alkmaar ist ein sehr hübsches Städtchen mit wunderschönen schmalen Gassen, zahlreichen kleinen Geschäften sowie Restaurants und Cafés. Ein kleiner Spaziergang durch die Stadt lohnt sich allemal. Und wer vom Käse nicht genug bekommen kann, der besucht das Käsemuseum, das sich direkt am Marktplatz befindet.
Ich liebe Käse, alle Sorten! Das wäre für mich ein Ort zum Hingehen und eine Veranstaltung. Du mein Güte, ich würde glatt dort bleiben wollen. Danke vielmals.