Wir sitzen fest. Ich stehe vor einem riesigen braunen Matschsee, breiter als der eigentliche Waldweg. Die Seiten links und rechts sind mit Sträuchern und Bäumen bewachsen. Trockenen Fußes führt kein Weg an diesem Schlammloch vorbei.
Die kleine Miss schaut mich triumphierend an und freut sich, dass ich sie gleich durch diesen eisigen Sumpf tragen werde.
Kurz zuvor hatte die kleine Miss unsere Baumstamm-Challenge gewonnen. Über quer liegende und zu Pfählen aufgestellte Baumstämme haben wir uns ein knallhartes Balancier-Battle geliefert. Wer schneller drüben ist, gewinnt. Ich habe 10 Sekunden länger gebraucht – die junge Dame ist der lachende Sieger des Matches. Ihr Preis sind trockene Füße.
Ich schnappe mir also die Balancier-Queen, stemme ihre 25 kg gegen meine Hüfte und wate atemlos, die Zähne zusammenbeißend, durch die braune Suppe. Ich versinke bis weit übers Knie im eiskalten Sumpf – doch ertrage erhobenen Hauptes die gefühlt tausend Nadelstiche der Kälte.
Doch wie sind wir überhaupt in diese missliche Lage gekommen? Und wieso stehen wir ohne Schuhe mitten im Wald?
Gegen Mittag haben wir uns auf den einzigen Weg durch den Wald gemacht. Eine schmale Seilbrücke führte uns über den Abgrund genau auf den Holzweg, an dessen Ende eine Pfütze wartete. Mit dem großen Zeh haben wir die Temperatur erfühlt. Meldung vom Zeh ans Gehirn: ARSCHKALT! Ich wich vom Weg ab und tänzelte an der Pfütze vorbei. Die kleine Miss wählt den geraden Weg und tippelte auf Zehenspitzen durch das kalte Dreckwasser.
Unsere nassen Füße haben sich im tiefschwarzen Schlamm vergraben. Es schmatzte auf Schritt und Tritt und der Klitsch bohrte sich zwischen unsere Zehen. Mit matschigen Füßen kletterten wir eine steile Holztreppe hinauf zum Labyrinth. Scharfkantige Muscheln, spitze Steine und pieksende Holzstücke lagen ausgesät wie eine Falle auf dem Boden. Trotzdem haben wir hinein und auch wieder hinaus gefunden.
Das Baumhaus über dem Sumpfloch konnten wir über einen Holzsteg und schaukelnde Hängebrücken überwinden. Danach erwartete uns der unausweichliche Matschsee.
Geschafft. Ich habe die kleine Miss trockenen Fußes auf die andere Seite des Matschsees gebracht. Nur ein reißender Wildbach trennt uns noch vom Ausweg aus diesem Dschungel.
Wandern mit Kind: Barfuß-Wanderung im Hoge Kempen Nationalpark (Belgien)
Wir sind im Hoge Kempen Nationalpark in Belgien. Am Eingang haben wir unsere Schuhe im Schließfach verstaut und sind dem Barfuß-Wanderweg gefolgt. Ein abenteuerliches Vergnügen, dass ich jedem nur ans Herz legen kann. Spaß für die ganze Familie!
De Lieteberg ist eines der 5 Zugangstore zum Nationalpark Hoge Kempen in Belgien. Von diesem Zugangspunkt ausgehend erstreckt sich der 2 km lange Barfuß-Wanderweg. Der Parcours ist nur barfuß zugänglich und hat es wirklich in sich. Holz, Steine, Holzschnitzel, Gras, Lehm und Wasser wechseln sich im Rundweg ab. Ein Erlebnis für die Sinne und ein besonderer Reiz für die Füsse.
Öffnungszeiten: von Ostern bis Allerheiligen täglich von 10:00 Uhr bis 19:00 Uhr.
Eintrittspreis: 3,00 € pro Person
Tipps: Eine kurze Hose ist von Vorteil. Auch Wechselsachen und ein Handtuch im Schließfach sind nicht verkehrt, gerade wenn man mit Kindern Wandern ist (und es vorher geregnet hat). Moskitospray schützt vor den blutrünstigen Mücken.
Kommt mit auf den Barfuss-Wanderweg
Ein Schild, dass ohne Worte zu verstehen ist. KEINE SCHUHE! Wir sind auf dem Blotevoetenpad – einem Barfuß-Wanderweg – im Nationalpark Hoge Kempen in Belgien.
Schnell befolgen wir die Anweisungen des Schildes, ziehen die Schuhe aus und schließen sie in einem der Schließfächer am Eingang ein.
Erste Sandkrümel sammeln sich zwischen den Zehen.
Höhenangst? Über eine Hängebrücke, bestehend aus einem mit Seil umwickelten Balken, schweben wir etwa 3 bis 4 Meter über den Köpfen der ankommenden Besucher.
Eiskaltes Regenwasser und schmieriger Sandboden vermischen sich zu einer braunen Schmutzpfütze.
Baumstamm-Challenge und die strahlende Blancier-Queen.
Diese Holztreppe gilt es zu überwinden. Das ist barfuß nicht ganz so easy peasy wie mit Schuhen.
Das Labyrinth mit wechselndem Boden. Holz, Steine, Holzschnitzel, Gras, Lehm und Wasser wechseln sich ab.
Wenn der kleine Hunger kommt: Mittagspause in der Matschpfütze.
Über Holzsteg und Hängebrücke geht es ins Baumhaus.
Der reißende Wildbach hat uns besonders viel Spaß gemacht.
Die Fuß-Waschanlage am Ende des Barfuß-Wanderwegs macht alles wieder blitzeblank.
Diese Waffel haben wir uns wirklich verdient.
Mit diesem Beitrag nehme ich am Flandern Blog Award 2014 für Reiseblogger teil.
[UPDATE 02.11.2014] Mit diesem Beitrag habe ich es unter die Finalisten in der Kategorie Strand & Aktivurlaub geschafft. Wenn euch dieser Beitrag gefällt, wäre es bombastisch, wenn ihr HIER für mich VOTEN würdet.
Das klingt toll und nach Abendteuer für kleine Kinder! Man sieht, dass ihr richtig viel Spaß hattet!
Liebe Grüße und danke für diesen tollen Reisetipp!
Sabrina
Es war ein riesiges Abenteuer und vor allem eine Form von Wandern und Bewegung, die die Kids nicht merken und wo es nix zu maulen gibt ;-)
Liebe Grüße
Christina
Oh wie toll. Barfuß ist immer die beste Art zu wandern – auch wenn es auf vielen Wegen nicht geht – schön, dass es so etwas gibt und danke, dass du darüber berichtet hast.
Es war eine super Erfahrung für uns. Dieser extra zum Barfuß-Wandern angelegte Rundweg wird stetig überwacht. Ich finde es sollte viel mehr davon geben.
Tolles Thema gewählt für den Award und toll geschrieben! Ich hätte allzu gerne das Video zu dieser Aktion gesehen :) Matsch kennen wir auch von der Bay of Fundy – ein Traum – ich hätte mir fast den Zeh gebrochen: http://www.nordicfamily.de/wp-content/uploads/2014/07/20140718_151553__kl_nordicfamily.jpg
Haha. Ein Video gibt es leider nicht von unserer Wanderung. Wäre aber bestimmt lustig. Du möchtest uns doch nur quicken kören ;-)
Uhh. Da hast du ja Glück gehabt mit deinem Zeh. Einen gebrochenen Zeh braucht wirklich keiner.
Liebe Christina,
das klingt ja nach einem großartigen Abenteuer. Ich habe noch nie von so etwas gehört, finde es aber super. Das müsste es viel öfter geben. Die 2km vergehen wahrscheinlich wie im Flug und obendrein ist es sicherlich herrlich erfrischend und spannend einfach mal ein ganz anderes Lauf- und Fußgefühl zu haben.
Danke für diesen tollen Bericht, ich speichere mir deinen Tipp direkt mal ab (ist nur 1,5 Std. Fahrt von uns entfernt und lässt sich bestimmt an einem schönen Tagesausflug mal entspannt einbinden).
Liebe Grüße
Anke
Das ist auf jeden Fall einen Tagesausflug wert, liebe Anke. Ich habe zuvor auch noch nicht davon gehört, dass es direkt zum Barfuß-Wandern ausgelegte Wanderwege gibt. Wir sind auch sehr begeistert von der Idee. Berichte doch mal deine Meinung, wenn ihr da wart.
Liebe Grüße
Christina