Wenn Frau Höpker zum Gesang bittet

Jul 13, 2012 | Allgemein | 2 Kommentare

… dann ist das in Köln schon lange ein kleiner Geheimtipp für einen ausgefallenen Abend. Offenbar wusste nur ich bis dato noch nichts davon. Meine Mädels schleppten mich gestern dahin und etwas skeptisch blickte ich einem Abend entgegen an dem der Gesang im Mittelpunkt steht. Es war ein schräger Abend gestern – aber auch der interessanteste, […]

Wer schreibt hier: Christina Nagel-Gasch | 46 Jahre | Diplom Kauffrau | Mutter einer 17-Jährigen Tochter | gern auf Reisen | liebe die Malerei | süchtig nach Törtchen & Schokolade

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… dann ist das in Köln schon lange ein kleiner Geheimtipp für einen ausgefallenen Abend. Offenbar wusste nur ich bis dato noch nichts davon.

Meine Mädels schleppten mich gestern dahin und etwas skeptisch blickte ich einem Abend entgegen an dem der Gesang im Mittelpunkt steht. Es war ein schräger Abend gestern – aber auch der interessanteste, witzigste und lauteste seit langem.

Wir treffen uns bei strahlendem Sonnenschein am Bahnhofsvorplatz vor dem Alten Wartesaal mit Blick auf den ehrwürdigen Dom. Am Eingang zum Alten Wartesaal tummelt sich schon eine Traube Menschen. Ich schaue genauer hin, es sind überwiegend Frauen die freudig plappernd auf Einlass warten. Ich genieße die Sonne, beobachte wie sich die Leute auf der Domtreppe in der Sonne aalen und werde hinein gezogen.

Köln - Bahnhofsvorplatz / Dom

Wir sind angemeldet. Ein Muss an diesem Abend. Die Karten sind in kürzester Zeit ausverkauft. Ich zahle meine 10 Euro – dafür kann man sich das ja mal ansehen, dachte ich mir – und lasse mich von meinen Mädels durch die Menge ziehen. Wir ergattern einen Platz in einer der vordersten Reihen.

Ich sehe das Keyboard und zwei große Leinwände. Willkommen – Frau Höpker bittet zum Gesang. Ich lutsche das erste Bonbon vom Einlass und warte.

20 Uhr betritt Frau Höpker die kleine Bühne. Es ist wie bei einem Konzert wenn endlich der sehnsüchtig erwartete Star erscheint. Frau Höpker wird gefeiert und mit tosendem Applaus begrüßt. Und nach wenigen einleitenden Worten geht es auch schon los. Auf der Leinwand erscheint der Text. Es ist ähnlich wie Singstar oder Karaoke, nur springt hier keine farbliche Markierung von Wort zu Wort. Frau Höpker haut in die Tasten und reißt mit ihrer erfrischenden Art das Publikum von der ersten Sekunde an mit.

Frau Höpker bittet zum Gesang im Alten Wartesaal in Köln

Es wird gesungen was die ungeübten Stimmbänder hergeben. Von aktuellem Pop, über allseits bekannte Evergreens, bis hin zum deutschen Volksliedgut. Es ist von allem etwas dabei …

  • Udo Jürgens Jürgen Drews ‚Ein Bett im Kornfeld‘ … das ist immer frei, Denn es ist Sommer und was ist schon dabei?
  • Marc Cohn ‚Walking in Memphis’ … Walking with my feet ten feet off of Beale
  • Ville Valo und Natalia Avelon ‘Summer Wine’ … Strawberries, cherries and an angels’s kiss in spring …
  • Oder das Lied vom Hamster vor meinem Fenster. Ihr kennt es alle. Von Ich + Ich. Also nicht von mir, sondern von Annette Humpe und Adel Tawil.
    ‚Pflaster‘ … Es tobt der Hamster Hass, da vor meinem Fenster.

Frau Höpker führt auf sehr lockere und witzige Art und Weise durch den Abend. Es ist unglaublich. Etwa die Hälfte des Publikums kann mindestens genauso gut schlecht singen wie ich (behaupte ich mal), aber es funktioniert. Jeder singt unbeschwert mit und es hört sich im Alten Wartesaal – der einen tollen Klag hat – auch noch richtig gut an.

Bei den Volksliedern fühle ich mich in meine Jugend zurück versetzt. Einige davon habe ich tatsächlich mal in der Schule gelernt. Zweieinhalb Stunden in denen ich sonst an nichts weiter denke, einfach nur singe. Gedanken um anstehende Entscheidungen sind wie weg geblasen. Im Kopf geht es einfach nur hmmmmhmmmm hmm mhhhmmm hmmmmmhmmmhmmmm.

Man muss sich nur darauf einlassen was die Frau Höpker da oben so macht. (O-Ton Frau Höpker)

  • Ich möchte ja so gerne noch bleiben,
    Aber der Wagen, der rollt. Aber der Wagen, der rollt.
    Aber der Abend, war aus. Aber der Abend, war aus.
    (‚Hoch auf dem gelben Wagen‘ – Dt. Volksliedgut)

Ganz nach ABBA: ‚Thank you for the Music‘ Frau Höpker und bis zum Nächsten mal.

 

PS: Auch heute, einen Tag danach habe ich immer noch die Lieder im Kopf, ein Grinsen im Gesicht und Summe (lautlos) vor mich hin. Vorsicht: Ohrwurmgarantie!

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